Homosexualität in der Mecklenburgischen Kirchenzeitung

Die Scham, daß einem das Hinsehen so leicht fällt
Artikelserie von Olaf Brühl
1985

1985 erscheint in der Mecklenburgischen Kirchenzeitung (Schwerin) eine Artikel­serie zum Thema Homosexualität. Autor der Serie mit dem Titel Die Scham, daß einem das Hinsehen so leicht fällt ist Olaf Brühl. Als schwuler Mann fordert er Toleranz ein und wendet sich gegen Vorurteile aufseiten der Mehrheitsgesell­schaft: „Diese Denkleistung muß man schon fordern: das Problem ist allein die Haltung zum Homosexuellen.“
In der Leser*innenschaft der Kirchenzeitung ruft die Artikelserie sehr unter­schiedliche Reaktionen hervor.

Die Zusendungen reichen, so die Redaktion, „von brüsker Ablehnung über differenzierte Kritik bis zu dankbarer Zustimmung“. Wie wichtig und ermutigend die Texte für lesbische und schwule ­Leser*innen waren, zeigt ein Auszug aus einem Leser*innenbrief: „Daß solche Texte […] gerade jetzt in einer Kirchenzeitung möglich sind, macht mich einfach wieder froh. Ich will Ihnen und vor allem dem Autor deshalb ganz herzlich danken, in meinem Namen und im Namen vieler, die bereits resignierten“, schreibt jemand mit den Initialen E. S.
Drei Jahre später spricht die Mecklenburgische Kirchenzeitung in ihrer Aus­gabe vom 2. Juni 1988, knapp erwähnend, auch lesbische Lebensweisen an. Unter der Überschrift „Wie ein Zusammenleben aussehen soll“ stellt die Redak­tion nach Überlegungen zu allein erziehenden und allein lebenden Menschen die Frage: „Oder was sagen wir zu folgender Anzeige: Suche Partnerin. Wohnung vorhanden! Maria.“