Der Rostocker CSD ohne Drag, Trans* und Queerness?

Silhouette: © Jörgen Heiser

2013

Juni 2013: Die Organisator_innen des Rostocker Christopher Street Days (CSD) sind fassungslos. Anlässlich des zweitgrößten CSD im Norden Deutschlands flatterten die Auflagen des Ordnungsamtes ins Haus: Untersagt wird nicht nur, laute Musik abzuspielen und Reden mit mehr als sechzig Dezibel zu übertragen. Zudem sei eine Vermummung, die das Geschlecht verschleiert, zu unterlassen.
Die weltweit stattfindenden CSD-Demonstrationen und -Feiern nahmen ihren Anfang in New York, im Jahr 1969: Queere Leute, viele davon Lesben, Transen, Tunten und People of Color, begehrten gemeinsam gegen staatliche Diskriminierung und Schikane auf. Seit über vierzig Jahren stehen und kämpfen CSDs unter anderem für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt: für ein erfülltes und sicheres Leben auch jenseits heterosexueller und zweigeschlechtlicher Normen und Zwänge. Angesichts dessen kommen die Rostocker Auflagen einem Demonstrationsverbot gleich.

Das Quasiverbot ruft Gegenwehr hervor. Auf der Nachrichtenplattform ­queer.de stellen die Organisator*innen klar: Drag Queens gehören zum CSD! Rosa-la-ola Grande von den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz gibt be­kannt, dass sie sich notfalls verhaften lassen will: Sie werde sich nicht davon abhalten lassen, im Ordenskostüm für HIV-Prävention zu werben. Bundesweit und international solidarisieren sich queere Gruppen und Einzelpersonen.
Die Stadt Rostock überarbeitet die Auflagen. Am 20. Juli 2013 ziehen Tausende Lesben, Schwule, Trans, Inter, Queers und Freund*innen zum 11. Mal durch Rostock, um den Christopher Street Day zu begehen.
Heute, so betont Eckhard Brickenkamp vom CSD Rostock e.V. gegenüber der Zeitschrift Blitz, sei die Zusammenarbeit mit der Stadt „hervorragend“.