Der Hiddenseer Künstlerinnenbund

Silhouette: © Heimatmuseum Hiddensee (Henni Lehmann);

1919–1933
Clara Arnheim (24.04.1865–28.08.1942),
Henni Lehman (10.10.1862–18.02.1937) und
Käthe Loewenthal (27.03.1878–1942)

1919 wird der Hiddenseer Künstlerinnenbund ins Leben gerufen. Die Malerinnen vertreten unterschiedliche Stile, viele haben sich in der Kunstwelt bereits einen Namen gemacht. Auf Hiddensee kommen sie zusammen und laden zu Ausstel­lungen in die Kunstscheune – die heutige Blaue Scheune – im Ort Vitte.

Die Geschichte des Künstlerinnenbundes beginnt eigentlich bereits 1907:
Das Sommerhaus der in Rostock lebenden Henni Lehmann und ihres Mannes Karl wird nun zum Treffpunkt der Kunstszene. Für Künstlerinnen sind solche Orte von immenser Bedeutung; die meisten Kunstakademien nehmen keine Frauen auf, Künstlerinnen werden als ‚Mal-Weiber‘ verspottet.

Ab 1913 verbringt auch Clara Arnheim aus Berlin-Charlottenburg ihre Sommer auf Hiddensee. Zwischen Lehmann und Arnheim entwickelt sich eine enge Be­ziehung. Vermutlich leben die beiden lesbisch – wie auch weitere Frauen des Hiddenseer Künstlerinnenbundes. Belegt ist dies für Käthe Loewenthal, die mit Erna Raabe (1882–1938), auch sie eine Malerin, zusammenlebt.
Mit der Gründung des Künstlerinnenbundes im Jahr 1919 schlagen die Male­rinnen offensiv den Weg in die Öffentlichkeit ein. Dass sie Hiddensee wählen, ist kein Zufall: Der Berliner Avantgarde gilt die Insel als Sehnsuchts- und Zufluchts­ort. Schon 1923 jedoch prangt am Vitter Ortseingang der Hinweis ‚judenfrei‘. Henni Lehmann protestiert dagegen.
Nach 1933 wird der Künstlerinnenbund aufgelöst, die jüdischen Malerinnen – unter ihnen Arnheim, Lehmann und Loewenthal – erhalten Berufsverbote.
Henni Lehmann begeht 1937 in Berlin Suizid. Clara Arnheim stirbt 1942 im Kon­zentrationslager Theresienstadt. Im selben Jahr verliert sich Käthe Löwenthals Spur im Lager Izbica im besetzten Polen.