Die Arbeiterin Elli Smula

10.10.1914 – 08.07.1943

Elli Smula wird 1914 in Charlottenburg bei Berlin geboren. Ihre Mutter Martha Smula arbeitet als sogenanntes Dienstmädchen in Hohenlychen, Uckermark. Später werden Mutter und Tochter in der Blumenstraße im Berliner Bezirk Mitte wohnen.
Elli Smula ist Arbeiterin; für eine Ausbildung fehlte vermutlich das Geld.
Mit 25 wird sie bei der BVG, den Berliner Verkehrsbetrieben, dienstverpflichtet: Am 23. Juli 1940 nimmt sie den Dienst als Schaffnerin auf. Es ist auch Margarete Rosenbergs (1910–1985) erster Arbeitstag; sie war unter anderem in der Gastro­ nomie und als Prostituierte tätig, konfrontiert mit staatlichen Schikanen. 1935 heiratete sie einen ehemaligen Freier.

Wenige Wochen nach Dienstantritt werden Smula und Rosenberg von der Gestapo verhaftet: Smula wird am 12. September bei der Arbeit festgenommen, Rosenberg drei Tage später. Geleitet wird die Ermittlung von der Dienststelle IV B 1 c, die im Jahr 1940 für das Sachgebiet ‚Homosexualität‘ zuständig ist. Aus einem Vermerk der Gestapo geht hervor, was den beiden Frauen vorgeworfen wird: „Verkehr […] in lesbischer Hinsicht“ mit unter Alkohol gesetzten Arbeits­kolleginnen; tags drauf sei der „Betrieb des Straßenbahnhofs Treptow stark gefährdet“ worden. Angestoßen wurden die Ermittlungen durch eine Anzeige der BVG; wer die beiden denunziert hat, ist nicht bekannt.
Die beiden Frauen werden am 30. November 1940 ins Konzentrationslager
Ravensbrück deportiert. Auf der Zugangsliste steht neben dem Haftgrund – „politisch“ – der zusätzliche Hinweis „lesbisch“.
Martha Smula wird darüber unterrichtet, dass ihre Tochter am 8. Juli 1943 „ganz plötzlich“ verstorben sei; Elli Smula wurde 28 Jahre alt. Margarete Rosen­berg überlebt die Haftjahre mit schweren gesundheitlichen Schäden.